1/17/2015

Lappland: ein Sommer mit Mücken und Pilzen


Eigentlich bin ich kein Skandinavien-Fan. Als Kind habe ich Freunde immer bedauert, die im Urlaub nach Bornholm mussten und nicht wussten, ob da nicht zwei Wochen Regen auf sie warten.

Vor drei Jahren dann habe ich mich entschlossen, meine Freundin Michaela zu besuchen und zwei Wochen in ihrem Haus in Lappland zu verbringen. Im Sommer. Eins gleich vorab: Das Wetter war wirklich überdurchschnittlich, sogar baden konnte man. (Mehr über Michaelas ”Möcki“ auf http://mahtavafoodunddesign.blogspot.de)
Vegetationsmäßig ist dort allerdings für eine Gärtnerin und Pflanzenfreundin wie mich wenig geboten. Es gibt drei Sorten Bäume – Birken und Fichten, letztere in klein und etwas größer – sowie drei Sorten Blumen, alle so unscheinbar, dass ich mich nicht weiter an sie erinnere. Eine hatte immerhin magentafarbene Blüten.


Was es aber in Hülle und Fülle gibt, sind Mücken und Pilze. Die Mücken stürzen sich in Myriaden auf die paar Menschen, die es da oben gibt. An einem Tag wollten wir zum Angeln und sind auf dem Weg zum Fluss durch eine Wiese gestapft. Aus dem kniehohen Gras erhoben sich dichte Schwaden frisch geschlüpfter, blutdurstiger Sauger, denen es egal war, dass wir uns direkt vorher großzügig mit dem stärksten auf dem Markt erhältlichen Anti-Mücken-Spray besprüht hatten.
Gefangen haben wir nichts. Am Köder kann's nicht gelegen haben, wir hatten fette Regenwürmer aus dem Kartoffelacker einer finnischen Bekannten auf die Haken gespießt. Kartoffeln sind eine der wenigen Gemüsesorten, die dort oben wachsen und mit den paar Vegetationswochen auskommt.

Auch Pilzen genügt das, sie wachsen bekanntlich über Nacht. In guten Jahren kann man auf einem zehnminütigen Spaziergang locker zwei Flechtkörbe mit Stein- und Birkenpilzen füllen. Letztes Jahr war die Ernte so gut, dass manche nur noch die Steinpilze mitgenommen haben. Sagt Michaela, die im letzten Sommer dort war, aber keine Pilze mag. Im Gegensatz zu mir.
Nachdem ich beim Angeln gescheitert war, aber wichtige Erfahrungen zum Thema Mücken gesammelt hatte, ging ich auf Pilzjagd. Direkt vorm Haus beginnen die Fichtenwälder, in denen es weder Handyempfang gibt noch Wege, die auch nur den Namen Pfad verdienen. Der Boden ist überall sumpfig; wer hier verloren geht, wird nie wieder gefunden.
Egal, ich habe nicht vor, mich außer Sichtweite des Hauses zu begeben. Pilze wachsen, wohin ich auch schaue, ich muss nur sehen, dass ich den Mücken nicht zum Opfer falle. Ich schwitze, sobald ich das Haus verlasse, ausgerüstet mit einem imkerähnlichen Gesichtsschleier, langärmliger Jacke und Handschuhen. Außentemperatur 20 Grad, Luftfeuchtigkeit gefühlte 100 Prozent. Die Mücken freuen sich, mich zu sehen. Sofort bin ich umhüllt von einer dichten Insektenwolke, die sinnlos gegen meinen Imkerhut anstürmt.
Rasch fülle ich mein Körbchen, dessen Inhalt ich abends zubereite. Essen muss ich aber allein, denn Michaela mag nicht nur keine Pilze, sie muss auch in der Lage sein, mich später ins Krankenhaus zu fahren, falls ein Giftpilz mit im Korb war. Nun ja, nicht alles geht schief, was schiefgehen kann.

Für die Rallye in diesem Sommer hoff ich nur, dass 2015 eins der Jahre ist, in denen es wenig Mücken gibt. Das soll nämlich auch vorkommen, sagt Michaela. Dafür wär's mir dann auch egal, ob's viele Pilze gibt.

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