7/07/2015

Randbemerkung: Schweden vs. Norwegen



Schweden liegt zwar schon hinter uns, aber ein Wort möchte ich dazu noch sagen: Auf unserer Route ist uns ein sehr zurückgezogenes und geradezu abweisendes Schweden begegnet. Traumhafte Pippi-Langstrumpf-Häuser, Blumen in den Gärten, aber keine Menschenseele draußen. Und das kurz vor Mittsommer und angesichts eines baldigen und sehr langen Winters... Die Stadt Falun zum Beispiel (Weltkulturerbe!): wie ausgestorben. Die Häuser wunderbar erhalten und anzusehen, jedes Fenster feinsäuberlich dekoriert, aber kein Mensch auf der Straße.
Dazu dann später die Eintönigkeit der Landstraßen im nördlichen Schweden (Norrland, da wo in Wallanders Krimis der wortkarge Polizist herkommt). Fichten links, Fichten rechts und stundenlang kein Fahrzeug im Rückspiegel und keins auf der Gegenfahrbahn.
Auch haben wir uns gefragt, wo denn all die Reisenden bleiben, die nicht zelten oder im Wohnwagen unterwegs sind. So viele stattliche Häuser mit mindestens einem weiteren kleineren Haus im Garten und nirgendwo ein Bed and Breakfast oder ein Hotel... ganz seltsam. (By the way: Kommentare zu diesem Thema unbedingt erwünscht!).
Ebenfalls Mangelware entlang der Straßen: Cafés und Restaurants (und Zeit, die Landstraße zu verlassen, hatten wir nicht). Fuhren wir mal an einem vorbei, war's zu. Schwierig, schwierig, einen Kaffee oder einheimische Küche zu bekommen. Zumal unsere Thermoskanne gleich zu Beginn der Tour in Scherben ging.
Essensmäßig behelfen wir uns mit Fischtuben und Brot, kaffeemäßig gar nicht, dafür häufige Fahrerwechsel.

Das sind natürlich nur Momentaufnahmen und Zufälligkeiten der Route, sie haben aber den Gegensatz zu Norwegen verschärft. Oder sind wir nach der Fahrt durch das majestätische Saltfjellet-Hochplateau einfach nur besonders empfänglich für das vergleichsweise südliche Flair, das uns zum Beispiel in der Stadt Fauske empfängt? Jede Menge Leute auf den Straßen, die tun, was Menschen in Städten eben so tun: einkaufen, arbeiten, tanken oder picknicken.
Wir tun das auch, zumal wir nach all den Seen zum ersten Mal das Meer sehen (und riechen) und einen einladenden Platz zum Picknicken direkt am Wasser entdecken. Ein Griff in die Kühlbox auf der Rückbank und wir traben, ausgerüstet mit Fischtuben, Käse und Brot, zum Rastplatz.





4 Kommentare:

Alex hat gesagt…

Warum war es in Schweden so leer? Ich nehme an Ihr wart auf dem Inlandsvägen unterwegs.
Unsere bevorzugte Route um gemütlich, fast meditativ, von Süd- nach Nordschweden zu kommen.

Am Inlandsvägen gibt es in der Tat nicht soo viel. Und auch nicht viel Tourismus. Gerade das macht ihn so angenehm ... da fährt man auch mal 12h am Stück und merkt es kaum ;-)

Was sollen die Schweden auch in ihren Häusern, wenn man in dieser Jahreszeit seine Freizeit viel besser in seiner Hütte im Wald verbringen kann? Oder auf einem See zum Angeln?

Was sollen die Urlauber am Inlandsvägen, wenn es sie doch eher an die Küste, oder aber in die Berge westlich des Inlandsvägen zieht? ;-) Spannend ist es in vielen gebirgigen Teilen Lapplands, aber an denen führt der Inlandsvägen nur vorbei, nicht durch.

Ich bin sehr viel auf der Route unterwegs, allerdings um nach Jokkmokk, Kvikkjokk, in das Sarekmassiv, nach Saltoluokta, Ritsem, Nikkaluokta und Abisko zu kommen. Das meiste davon liegt eben an den Stichstrassen, die von der Route jeweils vereinfacht gesagt nach Nordwesten verlaufen.

Andrea Ribeaucourt hat gesagt…

Hallo Alex,
ja, wir waren auf dem Inlandsvägen unterwegs, und dort 12 Stunden am Stück zu fahren fand ich gar nicht so einfach. Ich werde am Steuer eigentlich nie müde, aber der chronische Schlafmangel auf der Rallye plus die Abwechslungslosigkeit waren eine gefährliche Mischung für Sekundenschlaf.
Touristen haben wir übrigens nicht vermisst, wir hätten nur gern mal einen Kaffee getrunken und uns mit den Leuten vor Ort unterhalten (es gab ja auch Aufgaben zu erledigen ;).
Andere Rallye-Teilnehmer haben das auch anders erlebt.

Anonym hat gesagt…

Wie schon von meinem Vorredner angedeutet ist es am Inlandsvägen recht ruhig. Wenn man an der Küste hochfährt sieht man definitiv mehr Menschen, in den Städten auch auf der Straße.

Unseren Kaffeebedarf am Inlandsvägen haben wir zunächst durch morgendliches selberkochen überm Gaskocher gedeckt und den durch die Thermoskanne nicht mehr zu deckenden Ergänzungsbedarf dann an Tankstellen. Imbißbuden hat eigentlich auch jedes größere Dorf, vor verschlossenen Türen standen wir nur am Polarkreiskaffee.
Arvidsjauer hat übrigens auch eine Pizzeria. :-)

Ich erlaube mir hier einfach mal ganz frech auf den passenden Thread im Saabforum zu verlinken:
http://www.saab-cars.de/threads/ohne-plan-nach-norden-oder-metalldetektor-und-aero84-machen-urlaub.8757/
(Leider hat es teilweise die Bildlinks zerschossen, da muß ich bei Gelegenheit nochmal nacharbeiten. Bilder ohne text gibt's aber auch auf dem Blog unter https://turboseize.wordpress.com/voyages/2006-polarkreisfahrt/)

Andrea Ribeaucourt hat gesagt…

Hej hej turboseize,
da hab ich doch gleich mal geschaut, wie deine Tour so war. Windschutz um den Kocher rum hatten wir natürlich nicht dabei und schlafen neben dem Auto – dazu bringt uns auch der gänzlich unbevölkerte, kaffeelose schwedische Inlandsvägen nicht ;).
Ich kann mich allerdings schemenhaft erinnern, das als ganz junger Mensch getan zu haben. Und ich werde es wieder tun, wenn wir weiter Rallyes fahren, denn so komfortabel wie die Saab/BSC-Tour wird's nicht mehr werden.

Was machen denn die Bremsen vom Schneewittchen?

Grüße von Süd nach Nord!