7/03/2015

Tag 6 & 7: Der Saab ist kein Offroader oder Norwegen, die härtere Seite



Runter von den Lofoten, weiter die norwegische Küste entlang Richtung Varangerbotn kurz vor der russischen Grenze.
Routine macht sich breit und verstärkt die Müdigkeit durch chronischen Schlafmangel. Kurvig geht es überland bei Tempo 80, einen Berg hinauf, unten ein Fjord, und wieder herunter, dann kommt eine Ortschaft mit Tempo 60, dann das Gleiche wieder von vorn.

Nachdem wir zu Beginn dieser Etappe von etlichen Teams überholt werden, die ebenfalls vom Partyplatz an den Lofoten abziehen, fragen wir uns, wie auch wir das strenge norwegische Tempolimit entschärfen können.
Wir beschließen, so lange zu schleichen, bis uns ein Einheimischer überholt (und KEIN deutsches Wohnmobil, die halten sich immer ganz strikt ans Tempolimit und versperren dazu den Blick auf die Landschaft). Dem Norweger fahren wir dann hinterher und verlassen uns darauf, dass er über einen Blitzer-Infodienst verfügt, in diesem Land sicher Standardausrüstung für Autofahrer.
Das läuft auch ganz gut. Wir kommen zügig voran die norwegische Küste entlang Richtung Osten. Bis kurz vor Russland wollen wir heute fahren und eine Freundin von Michaela besuchen, die in dem abgelegenen Ort Varangerbotn lebt.

Die Fahrt dorthin wird uns fast den Auspuff kosten und mich wieder angstvoll in die Sitze drücken. Irgendwann nämlich fahren wir zwar einen Berg hinauf, aber nicht wieder hinunter. Stattdessen landen wir auf einer mondähnlichen Kraterlandschaft, ein Hochplateau von unirdischer Feindlichkeit. Die Straße steigt nachtschwarz auf einem Damm hoch hinaus ins Nirgendwo, und auf der anderen Seite des Scheitelpunktes hört sie einfach auf und wird Baustelle.
Schotter, Geröll, Schlaglöcher, Bodenwellen; auch im Schritttempo höre ich, wie das Mittelteil unseres Auspuffrohrs aufsetzt. Dort gibt es eine Überbrückung, eine Art silberfarbiges Netz, das nun mit feinem Sirren auf dem Boden schleift. Meter um Meter quälen wir uns und das Auto weiter, und irgendwann kommt zum hellen Sirren ein tieferes „Klonk“ hinzu, der Auspufftopf hinten hat Bodenberührung.
Ich bin wieder überaus beschäftigt mit der alten Frage „Was ist, wenn wir in dieser Einöde liegen bleiben?“, aber irgendwann sind Hochplateau und Baustelle vorbei und der Auspuff noch dran, wenn wir auch von jetzt an bei jeder kleinen Unebenheit ein helles Sirren und dazu nicht selten ein tieferes Klonk hören.

Für diese Zumutungen werden wir am Abend mit frischen Krabben entschädigt, die wir nach Landesart mit unterschiedlichen Arten von Mayonnaise auf Toast essen.

Am nächsten Morgen füge ich mich in mein Schicksal als angelernte Kfz-Mechanikerin und lege mich unters Auto, das wir zuvor mit zwei Wagenhebern so weit wie möglich vom Boden gehoben haben. Was ich sehe, ist nicht schön. Das Überbrückungsteil ist unten durchgescheuert, der Auspufftopf aus seiner Halterung gesprungen. Ich versuche die Halterung wieder in die Aufhängung zu drücken, mir fehlt aber die Kraft und ich habe das Gefühl, dass die massive Stahlkarosserie auch aufgebockt direkt auf meinen Brustkorb drückt. Nix wie raus unter dem Schwedenstahl!

Also kommt der Saab am Samstag zur Notfallbehandlung in die örtliche Werkstatt, wo der Mechaniker den Auspuff in die Halterung drückt und sagt, das andere hält noch ewig. Das wird sich als Irrtum herausstellen, vorerst aber fahren wir mal so weg von diesem unwirtlichen Ort.

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