Finnland ist erfreulich menschenleer,
gerade mal fünfeinhalb Millionen Einwohner hat das Land. Wer
trotzdem Leute sehen will (und grad nicht in Helsinki ist), kann nach
Rovaniemi fahren.
Dort ist der Weihnachtsmann zu Hause,
und um diese Attraktion herum ist ein ganzes „Village“
entstanden, in dem sich die übliche Merchandising- und
Vermarktungsindustrie an Touristen aus aller Welt schadlos hält.
Für mich eigentlich ein Grund, einen
großen Bogen um diesen Ort zu machen, aber es gibt hier eine
Road-Book-Aufgabe zu erledigen: ein Foto mit dem Weihnachtsmann. Der allerdings hat reguläre Arbeitszeiten
und ist grad nicht anwesend – Pause bis 16 Uhr. Ewig
schade, na, dann können wir ja gleich wieder weiter.
Vorher verabreden wir uns aber noch mit
dem zweiten Saab-Team, Martin und Maciej. Nach all der majestätischen
Einsamkeit des ganz hohen Nordens können wir ruhig mal ein bisschen
gesellig sein.
Ein Stück weiter südwärts liegt vor
der Stadt Oulo die Insel Hailuoto, eine Ferieninsel mit Gratis-Fähre,
dort wollen wir uns treffen. Martin und Maciej werden hier zum ersten
Mal nicht in ihrem Saab schlafen, sondern im Zelt, was nur bei einem
von beiden Vorfreude auslöst. Ich hingegen bin geradezu euphorisch:
Ich liebe Draußenschlafen am Strand, und zwar ohne Zelt. Unter den
Sternen liegen und von der Ostsee in den Schlaf gesungen werden,
wunderbar!
Wie so oft kommt es anders. Am Ende der Insel angekommen, gehen wir durch ein wunderbar duftendes Krüppelkieferwäldchen Richtung Strand, eingehüllt von einem Mantel aus Mücken. Mit jedem Schritt raus aus dem Wald und rein in die Dünen wird die Wolke dünner. Die Ostsee plätschert so sachte wie Badewasser an den Wannenrand, aber laut genug, um das Sirren der Sauger zu übertönen.
Wie so oft kommt es anders. Am Ende der Insel angekommen, gehen wir durch ein wunderbar duftendes Krüppelkieferwäldchen Richtung Strand, eingehüllt von einem Mantel aus Mücken. Mit jedem Schritt raus aus dem Wald und rein in die Dünen wird die Wolke dünner. Die Ostsee plätschert so sachte wie Badewasser an den Wannenrand, aber laut genug, um das Sirren der Sauger zu übertönen.
Draußenschlafen ohne Zelt kommt für
Michaela nicht infrage, wie sie mir entschieden erklärt, als ich ihr
meinen Plan eröffne, und mich machen Mücken nervös, also wird doch
wieder aufgebaut: Außenzelt, Zeltboden, Innenzelt.
Dann geh ich
Strandholz sammeln für den Grill. Barfuß durch den feinen braunen
Sand, die Weite, der Geruch – ich bin völlig zufrieden. Es gelingt
mir, den Grill ohne Anzünder zu entfachen (bei Seewind!), und dann
überrascht mich ein unerwarteter Anblick. Oben auf den Dünen erscheint ein luftschiffartiges Gebilde, unter dem irgendwann Martin
zum Vorschein kommt. Teil 1 der „Aurora Hunters“ ist angekommen
und trägt eine riesige Luftmatratze zum Strand. Die passt haargenau
ins Wurfzelt der beiden, wie sie aber in den Saab passt, der fast
baugleich ist mit unserem, ist mir ein Rätsel.
Der Grill vertreibt die Mücken, die
Nacht ist hell, das Bier lauwarm und die aus München mitgebrachten
Nürnberger Würstchen immer noch gut, trotz vielfach unterbrochener
Kühlkette. Es ist wie so oft deutlich nach Mitternacht, als wir
beschließen, dass es jetzt genug sein muss, und ins Bett gehen.
Was Finnland an Menschen nicht hat, das
machen die Mücken wett. Mehrere Dutzend von ihnen erwarten uns in
unserem Zelt. Jetzt bewährt sich unser Palast zum ersten Mal, denn
die durstigen Flieger müssen sich aufs Vorzelt beschränken, das
Innenzelt ist dank Reißverschluss für sie gesperrt. Mehr als Antichambrieren ist also für sie nicht drin, und dabei soll es auch bleiben. Deshalb legen
wir noch mal eine frische Dosis „Anti-Brumm“ auf, ziehen uns so schnell wie möglich im
Vorzelt aus und hechten gemeinsam ins Innenzelt. Tatsächlich
gelingt es uns, ohne eine einzige Mücke auf den Matten zu landen.
Und dann singt uns nicht die Ostsee in
den Schlaf, sondern doch wieder nur Gert Heidenreich, der uns über
Michaelas Handy mit seiner etwas zu sonoren Altherren-Stimme Martin
Suters Roman „Allmen und die Dahlien“ vorliest.
Tipps & Infos:
Fährplan auf die Insel Hailuoto:
www.finferries.fi
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Fährplan auf die Insel Hailuoto:
www.finferries.fi